Qualifikation für die IRONMAN WM in Nizza

2008 habe ich mich nach meiner letzten WM vom Wettkampfsport verabschiedet. Als ich 2017 wieder mit ernsthaftem Training begonnen hatte, war der Plan am 50. Geburtstag bei einer IRONMAN an den Start zu gehen, bzw. sich dafür qualifiziert zu haben. Mit anderen Worten; Hawaii. Dass die WM 2023 nicht mehr auf Hawaii, sondern in Nizza stattfindet war nicht absehbar, nun ist es so, und aus meiner Sicht ist das auch gut so.

Am vergangenen Sonntag wollte ich mich beim IRONMAN in Frankfurt qualifizieren, im Oktober steht mein 50. Geburtstag an, also wurde es höchste Zeit den Plan zu verwirklichen. Es hat funktioniert, ich habe mich mit meinem 12. Platz in der Altersklasse direkt qualifiziert und freue mich am 10. September an der Côte d’Azur starten zu dürfen.

Ohne jegliche Übertreibung kann ich behaupten, dass ich noch nie in einem Wettkampf sportlich so kämpfen musste, um mein Ziel zu erreichen. Meist ist es während einer Langdistanz so bei mir, dass sich die erste Hälfte gut anfühlt, dann 30% unangenehm werden und die letzten 20% Bewegung am Limit sind. Jetzt in Frankfurt war es so, dass nichts einfach war, sich nichts gut angefühlt hat und ich ab den ersten Schwimmmetern kämpfen und mich richtig überwinden musste. Das soll keine Heldenstory werden und wahrscheinlich ist es sinnvoller in so einer Situation ein Rennen frühzeitig zu beenden. Aber da ist das Ding mit dem Ziel.

Das Wissen darum, dass ich optimistisch wie ich bin, schon im April – natürlich noch ohne Quali in der Tasche – Flug und Unterkunft für die ganze Familie gebucht hatte, erleichtert eine rationale Entscheidung in so einer Situation nicht unbedingt.

Meine Endzeit am Römer war 10 Stunden und 1 Minute. 10 Stunden davon habe ich mich zu jeden Armzug, zu jeder Kurbelumdrehung und zu jedem Laufschritt antreiben müssen. Im Ziel war ich nicht einfach erschöpft, sondern gefühlt völlig leer. Eine Erklärung habe ich nicht, noch nicht. Die letzten 2 Wochen verliefen reibungslos, Planerfüllung bei 100%. Ich habe mich fit, gesund und leistungsstark gefühlt. Bis zum Startschuss.

Alles, was jetzt an Zeiten und Platzierungen folgt ist immer in Bezug auf meiner Altersklasse zu sehen. In 59 Minuten bin ich als Dritter aus dem Langener Waldsee gestiegen, gute 2 Minuten langsamer als 2022. Auf der Radstrecke war es äußerst windig und bei einer Abfahrt wurde ich bei 75km/h seitlich von einer derart starken Böe erwischt, dass ich fast gestürzt wäre. 5:19 Stunden benötigte ich für die 182km, die 14. Radzeit, 16 Minuten langsamer als 2022. Ich wollte zwar bewusst etwas langsamer fahren als im Vorjahr, um endlich mal wieder über die Langdistanz meine Laufstärke ausspielen zu können, aber dann natürlich verbunden mit weniger Kraftaufwand. Jetzt brauchte ich mehr Energie und war auch noch langsamer. Als 16. in der AK lief ich in die Wechselzone.

Im Marathon war ich mit 3:36 Stunden (12. Laufzeit) zwar 4 Minuten schneller als letztes Jahr, aber um ganz ehrlich zu sein, ich wollte 3:09 Stunden laufen.

Durch meine Familie und wie immer unglaublich viele Bekannte war ich jederzeit im Bilde an welcher Position ich lag, ich wusste, dass Platz 14 ganz sicher reichen wird, um sich direkt zu qualifizieren. Wie gesagt Platz 12 wurde es dann und nachdem ich einen Tag später bei der Slotvergabe in der Eissporthalle Frankfurt meinen Startplatz gegen Zahlung von 1.347 Euro Startgeld erhalten habe, bin ich voll motiviert es in 10 Wochen in Nizza besser zu machen. Besser machen ist der falsche Ausdruck, mehr Anstrengung geht nicht, der Output darf aber gerne besser sein.

Auffallend für mich, im Vergleich zu meinen Langdistanzstarts 1999-2009, wie professionell es im Bereich der Age Grouper mittlerweile zugeht. Einerseits in Bezug auf das Equipment aber vor allem auch was Pacing und Renngestaltung angeht. Bei der Hälfte aller Athleten die früher auf dem Rad an mir vorbeigezogen sind konnte ich mir sicher sein, dass ich sie beim Laufen wieder einhole, dass die zu optimistisch das Rennen angingen. Heute ist das eine andere Welt, kaum einer kennt nicht genau seine Werte, an denen er sich orientieren kann und nur wenige haben keine Ernährungsstrategie, mit der sie ohne Leistungseinbrüche ins Ziel kommen. Zumindest in dem Bereich in dem ich mich im Rennen bewege.

Einige Worte noch zum Event. IRONMAN hat es, gerade nach dem tragischen Unfall in Hamburg, aktuell nicht leicht und der Konkurrent aus Roth kann diese Situation geschickt für sich nutzen. Ich bin Roth-Fan, das Rennen ist großartig. Aber auch Frankfurter Volunteers sind mit Herz und Seele bei der Sache. Das Schwimmen und der Schwimmstart sind auf einem Niveau mit Roth. Die Frankfurter Radstrecke ist perfekt, sie ist sicher und fair, aber mit deutlich weniger Zuschauern am Streckenrand als bei der Challenge. Die Menschenmassen, die in den ersten Jahren noch in Bad Vilbel standen, sind mit der Streckenverlegung verschwunden. Da hat Roth klar die Nase vorne. Dafür ist die Laufstrecke viel interessanter, sie gleicht einem überdimensionalen Stadion und ist durchgängig mit Zuschauern gesäumt. Wer eine große Szene-Messe sucht, muss nach Roth da hat Frankfurt deutlich das Nachsehen. Das war in den Anfangsjahren der Veranstaltung mal ganz anders. Organisatorisch lief aus meiner Perspektive alles reibungslos und stressfrei ab und ich werde im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder an der Startlinie stehen. 18. August ist 2024 das Austragungsdatum, wegen der Fußball EM später als dieses Jahr.

Ergebnisse Mainova IRONMAN Frankfurt 2023

VinFast IRONMAN World Championship 2023 Nice, France