Am 24.09.2019 gab die World Triathlon Corporation (WTC)  bekannt, dass beim Ironman Hawaii 2018 drei Athleten positiv getestet und nun für vier Jahre gesperrt wurden.

Nein, es ist kein Schreibfehler, fast ein Jahr nach den Vergehen, erfolgte erst die Bekanntgabe via Pressemeldung. Überführt wurden die drei Sportler nicht nach erfolgreichem Finish, sondern bei Test bereits im Vorfeld des Ironman. Das ist grundsätzlich schon mal gut zu hören, dass auch im Agegroup Bereich nicht erst nach Zieleinlauf sondern bereits im Vorfeld getestet wird. Super WTC bzw. Ironman, weiter so und gerne auch mehr davon! Auf ironman.com findet man eine Liste aller sanktionierten Athleten und erkennt dort, dass die drei angesprochenen Triathleten jeweils für 4 Jahre gesperrt sind, bis ins Jahr 2022. Hier der Link:

https://www.ironman.com/triathlon/organizations/anti-doping/results-management/sanctions.aspx#axzz60RftFT4K

Es ist keine Überraschung, dass auch im Altersklassen Bereich Sportlerinnen und Sportler eine Abkürzung zur Hawaii-Quali suchen oder ihre Chancen auf eine vordere Platzierung durch Zugriff auf unerlaubte Substanzen erhöhen wollen. Die Frage die sich mir dabei immer stellt ist die nach dem Warum? Weil man sich einen Lebenstraum, der Start auf Hawaii, erfüllen will? Was ist das Erreichen dieses Ziels aber noch wert, wenn es nur durch Betrug realisiert werden konnte? Die Fragen nach der Motivation der Betrüger sind vielfältiger Natur aber die Frage nach dem Bewusstsein dessen was man da tut betrifft alle Doper. Sind sie wirklich über die Gefahren informiert oder werden diese, obwohl bekannt, vor sich selbst negiert.

Betrachtet man die drei aktuellen Fälle: Pablo Escalas (AK 50-54) aus Argentinien wurde die verbotene Substanz Exogenous Androgenic-anabolic steroids (AAS) nachgewiesen. Ein anaboles Steroid das entweder injiziert oder oral appliziert wurde. Bei ersterem wird das Steroid direkt ins Muskelgewebe gespritzt, es gelangt direkt ins Blut. Bei der oralen Einnahme muss der Stoff erst einmal die Verdauung überstehen und dann die Leber passieren bevor er ins Blut gelangt. Über das Blut lagern die Moleküle sich dann an den Rezeptoren, der Muskelzelle an. Es werden vermehrt Aminosäuren in der Muskulatur eingelagert was die Regenerationszeiten und Superkompensationsphasen verkürzt. Zusätzlich führen Steroide auch zu einer vermehrten Produktion von roten Blutkörperchen und damit direkt zu einer besseren Ausdauerleistung. Es liegt also auf der Hand warum diese Substanzen verboten sind und die Nutzung zu einem signifikanten Wettbewerbsvorteil führt. Dass Verbote nicht abschreckend genug sind ist auch bekannt, die Nebenwirkungen aber sollten doch jeden rational gesteuerten Sportler von einer Einnahme abhalten.

  • Anabole Steroide sorgen für eine vermehrte Aktivierung der testosteronspezifischen Rezeptoren.
  • Vermännlichungserscheinungen. Bei Frauen dauerhaft tiefe Stimme, in aller Regel irreversibel.
  • Anabole Steroide können teilweise zu Östrogen umgewandelt werden was zu einer Feminisierung führen kann. Wachstum der Brustdrüsen, Wassereinlagerung und ein vermehrter Fettansatz an typisch weiblichen Stellen.
  • Es kommt zu toxischen Nebenwirkungen durch den Abbau der Substanz in der Leber und Niere, vor allem bei oraler Einnahme.
  • Unterdrückung der normalen Hodenfunktion. Senkung der körpereigenen Testosteronproduktion und Spermatogenese.
  • Vermehrte Talgproduktion und Veränderung des Hautbildes (Akne).
  • Kardiovaskuläre Schäden.
  • bekannt sind zudem, psychische Veränderungen, Haarausfall, Prostatavergrößerungen, Spritzenabszesse, erhöhter Muskeltonus.

Eduardo Solis (AK 45-49) aus Costa Rica und die Triathletin Flavia Rocha (AK 45-49) aus Brasilien die ebenfalls erwischt wurden konnte auch die Einnahme von Exogenous Androgenic-anabolic steroids (AAS) nachgewiesen werden. Zusätzlich Erythropoietin (EPO) fand man bei Eduardo Solis. EPO ist nicht nur bekannt aus dem Radsport und verbessert die aerobe Leistungsfähigkeit und lässt den „Anwender“ auch von einer höheren anaeroben Schwelle profitieren. der drastische Leistungsabfall durch Laktatansammlung erfolgt also erst deutlich später bzw. bei einer höheren Pulsgrenze. EPO wird in das subkutane Fettgewebe injiziert, grundsätzlich ist es egal an welche Körperstelle die Substanz injiziert wird. Sportler weisen jedoch einen geringen Unterhautfett-Anteil auf, daß nur noch der Bereich um den Bauchnabel herum bleibt. Dabei wird eine Hautfalte in die Finger genommen in die gespritzt wird. Eine Vorgehensweise die schon für Weicheier wie mich abschreckend genug ist. Eine weitere Möglichkeit ist eine Injektion. EPO alleine reicht nicht, gleichzeitig müssen Eisen, B6 und Folsäure in großen Mengen eingenommen werden um die Wirkung von EPO entfalten zu lassen. Das kann leicht zu überhöhten Eisenwerten führen die den Organismus chronisch vergiften, Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge beeinträchtigen. Auch das reicht längst um nicht zu EPO zu greifen. Bei EPO macht die Dosis das Gift, werden zu hohe Dosierungen verwendet kann der Gebrauch zum Tod führen. Aussagen, dass unter ärztlicher Kontrolle der Parameter eine Einnahme risikolos sei kann ich nicht nachvollziehen. Ein Restrisiko bleibt. Zudem sei die Frage erlaubt welcher seriöse Arzt einen Triathleten bzw. allgemeinen einen Sportler beim dopen, beim betrügen begleitet.

Also, wie gestört muss man in seiner Persönlichkeitsstruktur sein um trotz der bekannten Verbote, Strafen und Nebenwirkungen zu verbotenen Substanzen zu greifen? Nur um ein persönliches sportliches Ziel zu erreichen von dem noch nicht einmal die finanzielle Existenz abhängen kann. Wir wissen, es ist schon schwer genug als Profi vom Triathlon leben zu können, als Altersklassen Athlet völlig unmöglich. Was macht das wohl mit einem Kind dessen Mama/Papa einen sportlichen Erfolg eingefahren haben auf Grund dessen dieses Stolz empfindet, seinen Eltern nacheifert und dann erkennt, dass alles nur durch betrügerische Machenschaften erreicht wurde?

Sind vielleicht die 4 Jahre Sperre nicht abschreckend genug? Ist der gesellschaftliche Umgang grundsätzlich mit Betrügern im Sport nicht richtig? Gehen Veranstalter, Verbände und Organisationen nicht rigoros genug mit dem Thema um? Und hier komme ich zu einem weiteren Punkt dem ich mich aber später ausführlicher widme. Bei Lektüre der Ergebnislisten des Ironman Hawaii 2019 findet man bei den Profis bekannte Ex-Doper. Rang 13. Michi Weiss (AUT), Rang 84. Stefan Schumacher (GER). Geht man weiter findet man den AK M45-49 Sieger Alexandre Vinokurov (KAZ). Ehemaliger Radprofi, am 24. Juli 2007 wurde bekannt, dass er positiv auf Fremdblutdoping getestet worden war. Bei der diesjährigen WM in Lausanne finden wir in der AK W50-54 auf dem 2. Platz Brigitte Mcmahon (SUI). Die Triathlonwelt erinnert sich nur zu gut daran, dass sie als erste Olympiasiegerin im Triathlon (2000, Sydney) im Juni 2005 positiv auf das Dopingmittel EPO getestet wurde.

Wenn ehemalige Stars nach Dopingsperren den Weg zurück in unseren Sport finden, bei der Nationen Parade auf Hawaii sogar die Fahne tragen dürfen, oder im Falle der positiven Ex-Radprofis im Triathlon ein neues Betätigungsfeld finden, können selbst 4 Jahre Sperre nicht abschreckend genug für Betrugs anfällige Sportler sein.