Corona verdrängt die meisten Themen die sonst den Lebensalltag bestimmen, die Bewältigung der Krise und der persönliche Beitrag dazu stehen im Vordergrund. Wettkämpfe sind im Moment Nebensache. Soweit klar, soweit richtig, einverstanden! Aber was macht die Krise mit einem Sportler aus Leidenschaft der sein berufliches und familiäres Leben neu organisieren muss und ziellos versucht das Training zu gestalten.
Es mag ja sein, dass es Ausdauersportler gibt, die den Corona Einschränkungen auch viel Positives abgewinnen können. Gilt für mich nicht. Beruflich habe ich bis auf die Tatsache, dass sich die Arbeit ausnahmslos im Homeoffice abspielt keine Veränderungen. Ich habe nicht weniger zu tun als vor der Krise und damit auch nicht mehr Zeit die Sonne für Radtraining etc. zu nutzen. Meine Branche und die meiner Frau gelten als systemrelevant, wir arbeiten wie sonst unverändert weiter müssen dabei aber die Kita- und Schulschließungen kompensieren. Alleine – ohne Großeltern die zwar gerne unterstützen würden, wir diese Unterstützung aber nicht in Anspruch nehmen um sie zu schützen.
Die Schule gibt uns täglich per E-Mail die Lerninhalte durch die ohne elterlichen Support oder Korrektur nicht selbständig für unseren Sohn abzuarbeiten sind. Auch das frisst Zeit. Vereinssport ist ausgesetzt, das Spielen mit anderen Kindern nicht empfehlenswert, die Kids sind also den ganzen Tag zu Hause. Natürlich ist das auch schön, natürlich verbringe ich gerne die Zeit mit den Kindern aber Zeit für Sport ist knapp. Noch nie hatte ich so wenig Zeit für Training wie jetzt in der Corona Krise da ist es mir fast schon Recht, dass die komplette erste Saisonhälfte ausfällt, weil die Wettkämpfe abgesagt wurden.
Und wenn dann mal Zeit zum Training frei wird, mit welchem Ziel trainiere ich? Was wird noch stattfinden? Kommt es zu Wettkämpfen werden sich alle auf die Startplätze stürzen, werde ich einen bekommen? Ich mache gerne Sport, ich liebe Training, ein Leben ohne Sport wäre der Horror für mich, aber aktuell merke ich wie wichtig für mich dabei ein Ziel ist. Jahrelang war es lediglich das Ziel Spaß zu haben, fit zu bleiben. Jetzt seit letztem Jahr sind es wieder Wettkämpfe und ohne diese muss ich meine Ziele komplett neu justieren. Dabei komme ich zum Ursprung zurück, ich mache Sport aus Spaß, weil es ohne für mich nicht geht. Wenn Wettkämpfe wieder möglich sind, werde ich sehen was davon für mich in Frage kommen kann, wenn nichts Passendes dabei ist wäre das mega schade. Ein ganzes Jahr ohne Wettkämpfe – wie langweilig. Je länger z.B. die Bäder geschlossen bleiben desto schlimmer für mich als schlechten Schwimmer. Zugseil – nice to have aber kein Ersatz für ein vernünftiges Wassertraining. ich bin schon auf die ersten Schwimmkilometer gespannt, wenn es wieder losgehen kann, was wird von der davor echt guten Form übriggeblieben sein? Ich fürchte nicht viel.
Im Training mache ich nur das worauf ich Lust habe, Form verbessernd ist das sicher nicht da nicht intensive und umfangreich genug. Ohne konkretes Ziel kann ich mich bewegen aber nicht im eigentlichen Sinne trainieren. Will ich auch gar nicht um mein Immunsystem zu schonen und neben Beruf und Familie nicht noch mehr Stress zu haben.
Am Anfang schrieb ich, dass ich der Corona Krise so gar nichts Positives abgewinnen kann, stimmt nicht ganz. Da die ganze Welt sich in Allem einschränken muss kann sich unser Ökosystem mal so richtig von uns Menschen erholen. Das finde ich positiv und vielleicht ist das ja auch initial für ein Umdenken. Dann hätte die Krise wirklich einen nachhaltigen Impact und das wäre es mir allemal wert ein Jahr ohne Wettkämpfe und Schwimmtraining auszukommen.