Alexander war lange Fastfood süchtig und mit 97Kg übergewichtig. Als Gruppe bestehend aus Arbeitskollegen meldeten sie sich bei einem Tough Mudder Hindernislauf an. Damals machte er noch Kung-Fu, aber nicht intensiv und war wenig fit. Um neben den Kollegen nicht schlecht dazustehen, trainierte er Laufen und Kraftsport, wusste aber nicht wirklich was er tat. Dadurch schaffte er es trotzdem knapp 20 Kilo abzunehmen. Als es dann endlich soweit war, verliebte er sich direkt in den Sport. 2018 meldete er sich bei allem an, was online zu finden war und schleppte sich, recht untrainiert, durch die ganzen Rennen. In der Zeit verletzte er sich auch viel. Für 2019 war sein großes Ziel: Angriff! Quali und Teilnahme an der EM und WM.
Alexander Rukatukl ist 26 Jahre jung, arbeitet bei einem der größten Sportartikel Händler und Hersteller der Welt als Organisationsleiter und wohnt in Neu-Ulm. Sein Hobby Obstacle Course Racing, kurz OCR. OCR oder Extremhindernislauf bezeichnet Läufe, bei denen Einzelteilnehmer oder Teams verschiedenartige Hindernisse zu überwinden haben. Die Ursprünge liegen in der militärischen Ausbildung mit Hindernisbahnen.
Alexander, wo liegen die Unterschiede zwischen einem Obstacle Rennen und z.B. einem normalen Laufwettkampf?
Ganz einfach, in den Obstacles. Während man bei einem normalen Lauf mit relativ gleichmäßigem Tempo und Puls arbeitet, wird man beim OCR ständig aus dem Flow gerissen. Pro 10 Km können gut 20-50 Hindernisse dabei sein, welche Kraft, Geschick und Technik fordern. Manchmal ist auch Mut gefragt. Z.B., wenn man über größere Abstände oder aus großen Höhen Springen muss. Es reicht dabei nicht nur in einem Bereich stark zu sein. Ist man nur ein guter Läufer, wird es schwierig bei anspruchsvollen Hindernissen und da kann es schnell mal Strafen wie 30 Burpees oder Strafzeiten geben. Ist man zwar technisch begabt, jedoch langsam, verliert man viel Zeit bei den längeren Laufpassagen. Bei den meisten OCR sind die Strecken auch ein großes Highlight. Neben Polen, Österreich und England, kam ich auch in Deutschland schon an viele fantastische Orte. Last but not Least kommen meist einige Höhenmeter zusammen. Dazu im Vergleich ist der Halbmarathon in Stuttgart eine Erholung für die Beine.
Was sind die größten Rennen und gibt es eine Profiszene die auch Preisgelder gewinnen kann?
Die größten Rennen sind wohl die OCR EM, WM und nun auch die neue WM, welche rein über die Verbände läuft. Es gibt auch verschiedene Elite Formate bei denen man Preisgelder im 4-stelligen Bereich gewinnen kann.
Was waren bisher deine größten sportlichen Erfolge?
- Teilnahme an der EM und WM 2019.
- Platz 2 beim Höllencamp (ProSieben Maxx, zwar kein reines Sport Event, jedoch mit hohem Sportanteil).
- Über 60km Distanz bei den 24h von Uhingen.
Was reizt dich am OCR und hast du ein großes Fernziel?
Es reizt mich die Abwechslung. Die Mischung aus Lauf, Technik und Kraftsport. Das man in verschieden Bereichen stark sein muss und eine starke Willenskraft benötigt.
„Die Community ist der Hammer. Es zählt Freundschaft und Kameradschaft, man hilft und respektiert sich“.
Mein erstes großes Fernziel konnte ich letztes Jahr mit der Teilnahme an der EM und WM erreichen. Nun heißt es noch besser und schneller werden und das erste Mal auf dem Treppchen stehen.
Wie planst du dein Training und wie schwer fällt es dir, das in den Alltag zu integrieren?
Mittlerweile habe ich einen Trainer, welcher mir meine Pläne schreibt und mich beim erreichen meiner Ziele unterstützt. Charles Franzke ist einer der besten und erfolgreichsten OCR Läufer und ist für mich ein großes Vorbild. Meine Wettkämpfe plane ich schon Anfang des Jahres und dadurch steht der Trainingsplan recht früh fest. Das nutze ich um schon im Voraus meine Arbeitszeit und das Training abzustimmen.
Was sind deine Stärken und Schwächen psychischer Natur in Training und Wettkampf?
Mir fällt es recht leicht immer weiter zu machen und nicht aufzugeben. Dazu muss ich mich aber erst mal motivieren.
„Es kommt schonmal vor, dass ich erst um 1:00 oder 2:00Uhr nachts anfange zu trainieren, da ich mich davor einfach nicht zusammenreißen konnte“.
Im Wettkampf fällt es mir schwer lange an meiner Leistungsspitze zu bleiben. Gibt es einen Rückschlag bremse ich mich selbst zu leicht aus.
Baust du einzelne Hindernisse zum Training nach und wie sieht dein Training aus?
Bisher nur den Speerwurf. Alles andere trainiere ich in der Natur, in Fitnessstudios (mit Hangelmöglichkeit), Ninja oder Obstacle Hallen oder zu Hause. Im Schnitt trainiere ich 4-5 Mal die Woche. Neben Laufen und alternativem Training steht auch Kraftsport mit in erster Linie Körpergewicht an. Regelmäßige Ruhezeiten, sowie ausreichende Pausen zur Regeneration sind fest mit eingeplant.